RSAG

Dienstag, 12.11.2019

Die RSAG rüstet die gesamte Müllwagenflotte mit Abbiegeassistenten aus

ADFC: Kommunales Unternehmen übernimmt Verantwortung und schützt Radfahrer und Lkw-Fahrer

Leider kommt es jedes Jahr immer wieder zu schweren Lkw-Verkehrsunfällen mit Radfahrern. Rund 30 bis 40 solcher Unfälle gibt es statistisch gesehen jährlich in Deutschland, viele davon enden tödlich. Auch Kinder gehören häufig zu den Unfallopfern. Die RSAG hat als eines der ersten kommunalen Unternehmen in der Region freiwillig damit begonnen, ihre gesamte Lkw-Flotte mit Abbiegeassistenten auszurüsten. Damit möchte sie zu deutlich mehr Sicherheit im Straßenverkehr beitragen.
 
Aktuell sind bereits 33 Müllfahrzeuge mit Abbiegeassistenten ausgestattet, 67 weitere schon im Einsatz befindliche Mülllaster werden kontinuierlich nachgerüstet. Zusätzlich wurde in elf weitere Transport-Lkws aus dem RSAG-Fuhrpark dieses technische Hilfsmittel eingebaut. Künftig werden Neufahrzeuge der RSAG direkt mit dem Assistenten ausgeliefert.

Der Assistent erkennt, wenn sich ein Radfahrer rechts vom Fahrzeug aufhält und löst ein Warnsignal aus, so dass der Fahrer rechtzeitig reagieren kann. Mehr als 100.000 Euro hat das Abfallunternehmen in den vergangenen Monaten bereits in die Ausrüstung der Lkws mit Abbiegeassistenten investiert. Vorständin Ludgera Decking: „Diese Investitionen sind es uns allemal wert. Wir haben eine hohe Verantwortung im Straßenverkehr gegenüber den schwächeren Verkehrsteilnehmern wie Radfahrern und Fußgängern. Wir bewegen uns mit unseren Fahrzeugen jeden Tag im Rhein-Sieg-Kreis teilweise auf engstem Raum. Da spielt die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer eine ganz große Rolle.“

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Bonn/Rhein-Sieg bezeichnet das freiwillige Engagement der RSAG als vorbildlich. „Das Unternehmen beweist, dass sich auch Altfahrzeuge mit gängigen Assistenzsystemen nachrüsten lassen. Damit erhöht die RSAG die Verkehrssicherheit und übernimmt Verantwortung“, lobt die stellvertretende ADFC-Vorsitzende Satu Ulvi das kommunale Unternehmen. „Niemand wünscht dem Fahrer eines Müllautos oder eines Busses, dass er während seiner Arbeit beim Abbiegen ein Kind auf dem Rad übersieht.“ Deshalb fordert der ADFC Logistik- und Busunternehmen auf, sich an der RSAG ein Beispiel zu nehmen.

„Besonders Fahrzeuge, die ständig im städtischen Verkehr unterwegs sind, sollten unbedingt mit den Assistenzsystemen ausgestattet werden“, so Dr. Sigurd van Riesen, Sprecher des ADFC in Hennef. „Besonders in engen Innenstädten kommt es immer wieder zu unübersichtlichen Situationen. Hier können Assistenzsysteme helfen.“ Die bisherigen RSAG-Investition von rund 3000 Euro pro Fahrzeug seien gut angelegt.

Die gesamte Müllwagenflotte der RSAG legte im Jahr 2018 auf den Straßen im Kreisgebiet 2,175 Millionen Kilometer zurück. Diese Zahl alleine verdeutlicht die besondere Verantwortung des Unternehmens im Straßenverkehr. Von den Fahrern der tonnenschweren Fahrzeuge mit einem Ladegewicht von bis zu 20 Tonnen wird jede Minute höchste Konzentration im Straßenverkehr verlangt. Die im Fahrzeug integrierten Abbiegeassistenten sollen deshalb den Fahrern mehr Sicherheit im Straßenverkehr geben. Die Logistiker im Unternehmen haben in den vergangenen Monaten zusammen mit den Fahrern unterschiedliche auf dem Markt erhältliche Abbiegesysteme getestet. Damit es zu keiner Reizüberflutung für die Fahrer im Führerhaus kommt, hat man sich für Systeme mit Warnsignalen in der Fahrerkabine entschieden.

Jüngste Verkehrsunfälle in Köln und Bonn mit tödlichem Ausgang haben noch einmal die Diskussion und die Dringlichkeit um den Einsatz dieser Assistenten verstärkt. Laut der Unfallforschung könnten durch Abbiegeassistenten mindestens die Hälfte dieser Unfälle verhindert werden. Im vergangenen Jahr waren laut Schätzungen der Unfallforschung der Versicherer aber gerade einmal ein Prozent der Lkws in Deutschland mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet.

Der ADFC appellierte auf dem gemeinsamen Pressetermin mit der RSAG an alle Verkehrsteilnehmer, beim Rechtsabbiegen vorsichtiger und langsamer zu fahren. Auch rät er den Kommunen, an gefährlichen Kreuzungen Spiegel zu installieren, die Lkw-Fahrern eine bessere Sicht rechts des Fahrzeuges erlauben. „Zudem können durch Vorrangschaltungen für Radfahrer an Kreuzungen Abbiegeunfälle sehr einfach verhindert werden“, so Dr. van Riesen. „Wenn die Radfahrer wenige Sekunden vor dem Abbiegeverkehr Grün bekommen, sind sie bereits auf der Kreuzung und damit im Sichtfeld der Fahrer, wenn diese abbiegen wollen.“

Am besten sei allerdings das niederländische Modell: In den Niederlanden wird in Kreuzungen der Radverkehr vom übrigen Verkehr baulich geschützt, so dass es dort kaum zu Abbiegeunfällen kommt. Auch freie Rechtsabbieger für Autos bei gleichzeitigem Grünlicht für geradeaus fahrende Radfahrer sei in Städten ausgesprochen gefährlich und deshalb zu vermeiden, rät der ADFC.

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